17.09.2012
Überraschungsgast am Gymnasium Calvarienberg in Ahrweiler

Emmanuel Asi freut sich über das Plakat des Schulprojekts „Brücken bauen – Welten verbinden“
31.8.12. 11.30 Uhr. Eine ganz normale Doppelstunde des Leistungskurses Deutsch der MSS13 beginnt. Normal? Nein, denn Frau Alertz kündigt für die zweite Stunde einen Besuch an, verrät aber nicht, wer kommen wird.
Eine Berühmtheit? – Ja, eine Berühmtheit. Von weit her? – Ja. Aus Pakistan? – Ja. „Ich weiß es“, ruft Samira. „Pater Asi kommt!“
Emmanuel Asi ist Gründer und Leiter des Theologischen Instituts für Laien in Lahore. Dort bemüht er sich seit 1989 um den interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen.
Und tatsächlich, an seinem letzten Tag in Deutschland reist Father Asi extra mit der Bahn von Trier über Koblenz und Remagen nach Ahrweiler, um einige Schüler der Pakistan-AG zu treffen, die sich so engagiert für die Schulbildung der christlichen Kinder des Dorfes Jurian nordwestlich der Großstadt Lahore einsetzen.
Schnell werden Tische und Stühle umgestellt, der Boden gefegt und ein Empfangskomitee losgeschickt, um den seltenen Gast willkommen zu heißen.
Noch ganz abgehetzt von dem vielen Umsteigen bekommt Pater Asi zur Begrüßung erst einmal ein erfrischendes Glas Wasser von den Schülern kredenzt. Dann dürfen sie aber auch schon fragen.
Das Thema, das unter den Nägeln brennt, ist natürlich der aktuelle Fall des 11jährigen christlichen Mädchens, das im islamischen Staat Pakistan der Blasphemie beschuldigt wird, weil es angeblich Blätter aus dem Koran verbrannt habe.
Der seit 1985 existierende Artikel 295 des pakistanischen Strafgesetzbuches, das sogenannte Blasphemie-Gesetz, besagt, dass Menschen, die
a) heilige Plätze (z.B. eine Moschee) oder
b) das heilige Buch, den Koran, schänden oder schmähen oder
c) den Propheten Mohammed schmähen
mit dem Tod bestraft werden können.
Father Asi berichtet, das kleine Mädchen habe mit Papier Feuer gemacht. Dabei soll eine Seite aus dem Koran gewesen sein, was aber äußerst unwahrscheinlich sei, weil Christen keinen Koran besäßen.
Meist wird der Blasphemie-Artikel genutzt, um religiöse Minderheiten wie Hindus oder Christen zu verfolgen. Oft wird aus Hass oder Neid behauptet, ein Christ habe den Koran geschändet, um an dessen Land oder das seiner Familie zu kommen.
Folge der Anklage gegen die 11-Jährige ist, dass 600 Christen aus ihrem Dorf geflohen sind aus Angst, man würde ihnen aus Rache das Dach über dem Kopf anzünden, wie es schon viele Male vorher geschehen ist.
Asi betont, wie friedlich und freundlich das Miteinander der Menschen in Pakistan ist, außer wenn es um die Religion geht. Christen zählen als Menschen zweiter Klasse. Es ist für sie fast unmöglich, vor Gericht Recht zu bekommen.
Spontan beschlossen die jungen Zuhörer, eine Unterschriftenaktion in der Schule zu starten gegen das Blasphemie-Gesetz und für Gerechtigkeit für das beschuldigte Mädchen und seine Familie.
Leider war die Zeit zu kurz, um noch viel mehr Fragen zu stellen. Schnell noch ein Abschiedsfoto mit fünf Mitgliedern der Pakistan-AG. Und dann ging es für Pater Asi weiter nach Bonn.
Seine Schlussworte: „I am full, full of joy because of the enthusiasm of the young people.”