01.11.2007
Pater Asi, der diesjährige Missio-Gast des Bistums Trier aus Pakistan, besuchte am 25.10.07 auch die Klassen 6c und 10b des Gymnasiums Calvarienberg.
Pater Emmanuel Asi, Pakistan, trifft die 6c, Deutschland

Lieber Gott,
ich bin gespannt,
was der neue Tag mir bringt.
Leite mich durch deine Hand,
dass er schön wird und gelingt.
Dieses von Lukas ausgewählte Morgengebet stand programmatisch vor unserer Begegnung mit unseren Gästen aus Pakistan. Pater Emmanuel Asi, seine Mitarbeiterin am Theologischen Institut für Laien in Lahore Frau Alishaba Javed Akhtar und Frau Andrea Tröster, die Missio - Diözesanreferentin aus Trier besuchten am 25.10.07 die Klasse 6c des Gymnasiums Calvarienberg.
Es ist schon spannend, wenn man Gäste erwartet, die von soweit her kommen, gar aus einem anderen Kontinent. Welche Sprache würden sie sprechen, wie würden wir uns mit ihnen verstehen und verständigen?
Doch wir brauchten uns keine Sorgen zu machen, denn Pater Asi spricht sehr gut Englisch und Frau Tröster war mitgekommen, um uns alles zu übersetzen. Später stellte sich heraus, dass der Pater auch Deutsch versteht und etwas spricht.
Freudig überrascht waren wir, als die drei einen Beamer mitbrachten, so dass Pater Asi seinen Vortrag anschaulich mit Bildern unterlegen konnte.
Nach dem gemeinsamen Morgengebet drückte Pater Asi seine Freude darüber aus, dass wir uns nun gegenseitig kennen lernen würden. Wichtig, so meinte er, sei für die Christen in Pakistan, dass sie merken würden, dass wir an sie denken, dass wir mit ihnen eine große Gemeinschaft bilden. Und dann ging es auch schon los.
Zuerst führte uns Pater Asi in sein Land ein:
Die Besonderheiten des Landes Pakistan
Das Land
Pakistan existiert seit 1947. Zwei Jahre später ist Pater Asi geboren.
Pakistan heißt heiliges Land, die Endung „stan“ bedeutet Land. (Sofort fielen uns noch andere Länder ein mit der gleichen Endung: Afghanistan, Kurdistan, Usbekistan, Kasachstan.) Es teilt sich in vier Bereiche: steinige Berge, grüne Berge, Wüste und eine fruchtbare Ebene. Es grenzt an Indien, China, Afghanistan, Iran und an das arabische Meer. Seine Hauptstadt heißt Islamabad (d.h. „Lang lebe der Islam“). Daran und an der grünweißen Fahne kann man erkennen, dass Pakistan eine islamische Republik ist. Denn das Grün der Flagge und der weiße Halbmond mit Stern symbolisieren den Islam, der weiße Streifen auf der linken Seite steht für die Minderheiten in Pakistan, zu denen neben den Hindus die Christen als größte Minderheit (ca. 1,5%) zählen.
In Pakistan gibt es fünf Jahreszeiten. Neben unseren vier erlebt man dort noch eine Regenzeit, in der es oft Überschwemmungen gibt. Der Sommer wird bis zu 52 Grad heiß, im Winter fällt die Temperatur selten unter den Gefrierpunkt. Trotzdem ist gerade im Winter die Kindersterblichkeit sehr hoch. Das liegt u.a. an den Häusern, die für den Sommer gebaut sind und in denen ständig Zugluft herrscht. Es liegt aber auch daran, dass viele Kinder aus Armut keine Schuhe haben und sich nicht warm genug anziehen können.
Dieser Aspekt führte uns weiter zu den Bildungsmöglichkeiten in Pakistan.

Gemütliche Runde mit Herrn Dr. Kuhn im Kaffeestübchen
Bildung
Nur 26% der Menschen in Pakistan können lesen und schreiben. Schulen kosten Schulgeld, was sich die arme Bevölkerung nicht leisten kann. Ein normaler Arbeiter verdient ca. 2,20 Euro pro Tag. Ein Internat kostet im Monat 12,- Euro. Darin sind zwar Essen, Kleidung, Unterkunft, Wohnung und Lernen enthalten, aber wenn ein normaler Arbeiter viele Kinder hat, ist es ihm unmöglich, so viel Geld für ihre Bildung zu erübrigen. Also arbeiten diese Kinder dann mit ihren Eltern in der Landwirtschaft.
Erstaunlich war, was Pater Asi über die Währung in Pakistan berichtete. Sie heißt Rupie (Rs). 76 Rs entsprechen einem Euro. Für einen Euro erhält man in Pakistan: 8 Flaschen Cola, 20 Tassen Tee oder ein großes chinesisches Essen mit Freunden. Da dachte wohl manch eine/r an einen Umzug nach Pakistan.
85% der Menschen in Pakistan sind arm, 10-15% bilden die Mittelschicht, 2-3% sind sehr reich. Die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft. Angebaut werde Reis, Getreide und viele Früchte. Das sind auch die Hauptnahrungsmittel in Pakistan.
Jetzt wollten wir aber auch etwas über die Schulen in Pakistan lernen.

(v.r.) Frau Alertz Pater Asi, Alishaba und Frau Tröster, Missio-Diözesanreferentin
Schule
Die Schulen sind ca. 500-800 Schüler/Innen groß, die Klassen sind tatsächlich noch etwas größer als bei uns. Das Schulsystem richtet sich nach dem britischen. Es gibt allerdings zwei Arten von Schulen, die mit hohem Standard und die mit nationalem, also niedrigerem Standard.
In den Schulen lernt man zuerst seine Muttersprache, dann Urdu, die Landessprache, als Drittes Englisch. Musik ist kein reguläres Unterrichtsfach. Die Noten werden sehr streng vergeben. Man muss schon sehr gut sein, um zu den besten Schülern zu gehören.
Man geht mindestens 10 Jahre zur Schule: Wer studieren will, muss 14 Jahre Schulzeit absolvieren. Wir können uns jetzt vorstellen, dass eine solche Bildung nur von den wenigsten bezahlt werden kann.
Da die Klasse 6c sich in den letzten Religionsstunden mit dem Islam beschäftigt hatte, interessierte sie nun, wie das denn ist, wenn man als christliche Minderheit in einem islamischen Staat lebt. Pater Asi erzählte Erstaunliches.

Pater Asi erklärt die Bedeutung der Flagge der islamischen Republik Pakistan
Christen in Pakistan
Christen werden in Pakistan diskriminiert. Sie erhalten nicht die gleichen Vergünstigungen wie Moslems, manche Unis lassen Christen nicht zu, manche Jobs sind für Christen nicht zugänglich. Zum Beispiel kaufen Moslems ihre Lebensmittel nicht gerne bei einem Christen. An Schulen werden christliche Schüler bewusst übersehen, auch wenn sie intelligent sind.
Auf eigenem Land haben Christen die Freiheit, Kirchen, Schulen oder Krankenhäuser zu bauen. Auf öffentlichen Straßen und in Geschäften gibt es Probleme, ihren Glauben zu leben.
Trotz allem sagte Pater Asi ganz ehrlich, er wolle lieber in Pakistan leben als in Deutschland, weil er in seinem Land gebraucht würde.
In der Pause und nach dem Vortrag war er offen für alle Fragen der Schüler und Schülerinnen. Auch Alishaba mischte sich unter die Kinder. Obwohl sie nur Englisch versteht und spricht, war auch hier der Kontakt sofort hergestellt. Apropos Kontakt: Dass die 6c sich um eine pakistanische Partnerklasse bemüht, ist nach diesem Besuch Ehrensache.
So kann man festhalten: Viel Neues hat der Tag gebracht und schön ist er außerdem geworden, denn wir haben neue Freunde gefunden.